Ford Mustang Mach-E – Wildpferd mit langem Atem?

Hier haben wir es mit der Variante ‚Extended Range AWD‘ zu tun, was soviel bedeutet, wie eine verlängerte Reichweite, im Vergleich zu ‚Standard Range‘. Außerdem krallt sich dieses Wildpferd mit allen vier Hufen in den Asphalt – Zauberwort ‚Allrad‘.

In Zahlen gegossen sieht es so aus: 91 KWh Batteriekapazität für eine Reichweite von 550 Km lt. WLTP-Norm, 370 PS, Allradantrieb, 0-100 Km/h in 5 Sekunden und eine Top-Speed von 180 Km/h.

Vor allem die neue Farbe ‚Eruption Green‘ sticht aus dem Alltags-Allerlei der myriaden von zum Gähnen langweiligen Weiß-, Grau- und Silbertönen wohltuend hervor. Dezente Aufmerksamkeit sei dir sicher.

Ein ‚echter‘ Mustang?

Als Fan der Ur-Mustangs aus den 60er-Jahren oder auch späterer Modelle mit großvolumigen V8 Triebwerken mit bollerndem Sound wirst du vermutlich noch nicht einmal bis hierher gelesen haben. Falls doch, dann öffnest du dich zumindest gedanklich den aktuellen Strömungen in Richtung Elektroauto. An dieser Stelle soll keine Diskussion losgetreten werden, ob das nun gut, schlecht, richtig, falsch,… ist.

Nehmen wir das Auto einfach so hin, wie es hier steht – unabhängig vom Modellnamen und der damit verbundenen Historie.

Und ich finde, Ford hat uns hier ein wirklich schnittiges Elektro-SUV-Coupé mit ausreichend Platz in die Landschaft gestellt, das kraftvoll anreißt und dessen Fahrwerk das E-Mobil flink um die Ecken wetzen lässt.

Und auf die Frage, ob Ford ein modernes Elektro-SUV-Modell ‚Mustang‘ nennen darf gehen wir hier ebenfalls nicht ein. Da gehen die Meinungen diametral auseinander und Diskussionen darüber würden Abende füllen.

Ein wilder Mustang in der Zvilisation?

Der Mustang Mach-E gleicht einem wilden Mustang, der sich in die Zivilisation verirrt hat. Das Fahrwerk ist straff wie ein Hochseil und lässt dich jede Unebenheit der Straße spüren. Kurven nimmt der Mach-E von der sportlichen Seite und bleibt stabil wie ein Fels in der Brandung.

Die präzise und direkte Lenkung gibt dir das Gefühl von Kontrolle und Sicherheit. Dennoch, auf langen Autobahnfahrten wäre mehr Komfort statt Rodeo angesagt. Besonders auf holprigen Straßen kann das Fahrwerk etwas unruhig wirken. Das macht Spaß, erfordert aber ein Maß an Konzentration.

Das Fahrverhalten des Mach-E gleicht einem Cocktail aus sportlicher Agilität und kompromisslosem Fahrkomfort, die jedoch nicht immer perfekt harmoniert.

Ein Mustang mit kräftigem Herz

Unter der Haube des Mach-E schlummert ein elektrisches Biest. Mit seinen 370 PS und einem Drehmoment von 675 Nm schießt er in 5 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die zwei Elektromotoren schaffen die Allrad-Möglichkeit. Die Top-Speed liegt bei – zumindest in Österreich ausreichenden – 180 km/h. Der Mach-E ist ein echter Sprinter, der jedoch auch seine ruhigen Momente kennt, wenn du ihn sanft durch die Stadt traben lässt.

Die beeindruckende Beschleunigung sorgt für ein breites Grinsen auf deinem Gesicht, wenn du das Fahrpedal auf den Wagenboden presst. Im Alltag überzeugt der Antrieb mit Effizienz und Laufruhe.

Mit verschiedenen Fahrmodi kannst du das Fahrerlebnis an die jeweilige Situation anpassen. Vom sportlichen „Unbridled“-Modus bis zum entspannten „Whisper“-Modus ist für jeden Geschmack etwas dabei. Der elektrische Antrieb sorgt zudem für eine nahezu geräuschlose Fahrt, was den Komfort zusätzlich erhöht.

Kraftvolle Pferde brauchen auch gutes Futter. In diesem Fall Strom, um die 91 kWh Batterie zu füllen. Je nach Außentemperatur, verwendeter Klimasystem-Komponenten, Fahrweise und Geschwindigkeit variiert der Verbrauch massiv.

Bei äußerst sparsamer Fahrt (unaufgeregtes Dahinrollen bei max. 50 Km/h innerorts) kannst du einen Verbrauch von 15-16 kWh / 100 Km erreichen. Sehr realistisch ist das allerdings kaum. Ein Durchschnittswert von 20-25 kWh/100 Km dürfte die gelebte Normalität sein, wenn du keine oder nur minimale Autobahnanteile dabei hast. Autobahn-Tempo 140 Km/h (lt. Tacho) bedeutet einen Verbrauch von knapp 30 kWh/100 Km. Das schlägt sich in einer Reichweite von ca. 300 Km nieder. Anmerkung: die Testfahrten fanden bei Temperaturen zwischen -3 und +10 Grad statt.

Festliche geschmückt und handzahm

Der futuristische Innenraum des Mach-E wird von einem riesigen 15,5-Zoll-Touchscreen dominiert. Das Cockpit bietet eine intuitive Bedienung, die selbst Technikmuffel begeistern kann. Die Software – zumindest beim Testauto – schreit nach Otpimierung der Performance. Die einzelnen Seiten benötigen viel Zeit beim Aufruf.

Die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen: Von der induktiven Ladestation bis zum B&O Soundsystem findest du alles an Bord, was dein Herz begehrt. Bequeme Sitze bieten dir auch auf langen Fahrten guten Halt. Der Innenraum glänzt mit hochwertigen Materialien, die dir ein Gefühl von Luxus vermitteln.

Allerdings kann die Vielzahl an Funktionen auch mal überfordern – weniger wäre hier manchmal mehr, wie es z.B. der monolithische Drehknopf im unteren Bereich des großen Touchscreens zeigt.

Die Sprachsteuerung funktioniert in der Regel gut, hat aber gelegentlich ihre Tücken. Insgesamt bietet der Mach-E eine beeindruckende Ausstattung, die jedoch eine gewisse Eingewöhnungszeit erfordert – wie bei allem Neuen.

You need electronic HELP?

Die Assistenzsysteme verfolgen grundsätzlich das Ziel, dir das Fahren sicherer und komfortabler zu gestalten. Der Mustang Mach-E bietet derer viele.

Vom aktiven Park-Assistenten bis zur intelligenten adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage findest du alles, was zur Zeit gesetzlich vorgeschrieben bis hipp ist. Der Spurhalte-Assi hält das Fahrzeug auf der Autobahn nahezu autonom auf der Spur. Aber gib Acht: verwende dieses Helferlein besser nicht in der Stadt oder auf Straßen, bei denen der Rand nicht eindeutig identifizierbar ist.

Generell arbeiten die Assistenzsysteme zuverlässig. In bestimmten Situationen scheinen sie nicht ganz stressresistent zu sein. Besonders in dichtem Verkehr oder bei schlechten Wetterbedingungen. Also auch hier empfiehlt sich ein aktives Mitdenken.

Meine persönlichen Lieblinge, ohne die ich deutlich besser leben kann (Spurhalteassistent und Geschwindigkeitswarner), können bei jedem Neustart deaktiviert werden. Funktioniert das beim Spurhalte-Zeugs einfach mittels Doppelklick am Lenkrad, brauchst du sieben Klicks am Touchscreen, um den Geschwindigkeitswoppel ruhig zu stellen.

Geräumige Sattel- und Packtaschen

Der mit hochwertigen Materialen ausstaffierte Innenraum des Mach-E bietet fünf Personen ausreichend Platz. Die bequemen Sitze bieten auch auf langen Fahrten guten Halt und taugen im Alltag mehr, als die extremen Sportschalensitze der GT-Version.

Auch Erwachsene dürfen sich über genügend Beinfreiheit auf der Rückbank freuen.

Der mit 402 Litern ausreichend dimensionierte Kofferraum lässt sich durch Umklappen der Rücksitze auf 1.420 Liter erweitern.

Einziger Wermutstropfen: der Frunk (Front-Trunk) bietet nur Platz für Kleinkram, die Ladekabel finden jedenfalls gut Platz. Somit schlenzen diese nicht dauernd im Kofferraum herum.

Durch die hochwertige Verarbeitungsqualität und die Verwendung angenehmer Materialien empfiehlt sich der Innenraum des Mach-E als angenehmer Ort, der sowohl im Alltag als auch auf langen Reisen überzeugen kann.


Fazit des Redakteurs

Der Ford Mustang Mach-E AWD Extended Range ist ein beeindruckendes Elektro-SUV, das mit seiner Leistung und Ausstattung überzeugt. Allerdings hat er auch seine Schwächen, insbesondere beim Fahrkomfort auf langen Strecken. Wer jedoch ein sportliches und zugleich umweltfreundliches Fahrzeug sucht, wird mit dem Mach-E seine Freude haben. Die Kombination aus kraftvollem Antrieb, moderner Ausstattung und ansprechendem Design macht den Mach-E zu einer interessanten Alternative im Segment der Elektro-SUVs.


Zahlen, Daten & Fakten

  • Fahrzeug: Ford Mustang Mach-E AWD ER
  • Motorart: Dual-Elektromotor
  • Leistung: 370 PS / 272 kW
  • Drehmoment: 675 Nm
  • Getriebe: 1-Gang (E-Motor)
  • Antriebsart: Allradantrieb (AWD)
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 5 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Verbrauch kombiniert: 18,8 kWh/100 Km (WLTP)
  • Reichweite: 550 Km (WLTP)
  • Länge: 4.713 mm
  • Breite: 1.881 mm
  • Höhe: 1.625 mm
  • Radstand: 2.984 mm
  • Wendekreis: 11,6 m
  • Kofferraumvolumen: 402-1.420 Liter
  • Batteriekapazität: 91 kWh
  • Leergewicht: 2.198 kg
  • Reifendimension: 225/55 R19
  • Preis des Testautos: EUR 73.200,-
  • Sonderausstattung: Sonderfarbe ‚Eruption Green‘, Panoramaglasdach
  • Online-Konfiguration des Testfahrzeuges: Link

Wollen Sie zuerst das alte Auto verkaufen?



Text und Fotos: Andreas Icha

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..