Was? Mazda bringt einen neu entwickelten Diesel-Motor auf den Markt? Mit 3,3 Liter Hubraum relativ großvolumig und als 6-Zylinder mittlerweile ein Exot, was Motorneuentwicklungen betrifft. Wir schreiben doch das Jahr 2024. Wird die Diesel-Technologie nicht allerorts zu Grabe getragen? Oder leben totgesagte doch länger als vermutet? Aber schauen wir uns doch zunächst einmal die Fakten an.
Der CX-60 von Mazda versteht sich als ausgewachsenes SUV mit einer Länge von 4,75 Metern und einem Leergewicht von ca. 2 Tonnen. Der Testwagen in der Ausstattungsvariante Homura glitzert im Mazda-Rot namens ‚Soul Red Crystal‘ – das bringt Buntheit in den weiß/silber/grau/schwarzen Verkehrsalltag – und wird mit der 254 PS starken Motorvariante inklusive Allrad und 8-Gang-Automatik vorangetrieben.
Das Paket beschleunigt bei Bedarf in 7,4 Sekunden von 0-100 Km/h und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 219 Km/h. Ist der Motor im Normal-Modus kaum wahrnehmbar, wechselt er bei ‚Sport‘ durch früheres Zurückschalten und längeres Ausdrehen der Gänge die Akustikbegleitung auf kernig.
Der recht großvolumige Sechsender gibt sich äußerst laufruhig und überzeugt durch bulligen Antritt aus dem Stand bei dem das Mild-Hybrid-System seinen Beitrag dazu leistet. Bei 100 Km/h liegen gerade mal 1.500 U/Min an, was erhöhtem Standgas gleichkommt. Bei moderater Gaspedalstreichelung liegt der Schaltzeitpunkt zwischen 1.200 und 1.500 U/Min, was zur Sparsamkeit beiträgt. Die Start-/Stop-Automatik legt den Motor schon relativ bald still. So segelst du bei vorausschauender Gangart recht weit geräuschlos bis zur nächsten roten Ampel.
Und nun staunt der Experte: der WLTP-Verbrauch (kombiniert) liegt bei 5,2-5,3 l/100 Km bei einem Schadstoffausstoß nach Euro 6d. Nun gut… Normverbrauchswerte lesen sich verzüglich und flutschen runter wie Pasta olio e aglio. In der Praxis, im alltäglichen Mischbetrieb ohne überlangen Autobahn-Etappen, lag der Verbrauch ca. 1 Liter höher – also bei ca. 6,3 l/100 Km. Mazda spricht von der neuen Verbrennungstechnologie DCPCI (Distribution-Controlled Partially Premixed Cmpression Ignition), die Emissionen und Verbrauch senkt und für einen thermischen Wirkungsgrad von über 40 % erreicht.
Vor gar nicht allzu langer Zeit hätte kaum wer an solche Verbrauchswerte gedacht bei einem Auto mit den o.a. Eckdaten. Was meinst du?
Näherst du dich dem CX-60 fällt dir die relativ lange Motorhaube, die flache gestreckte Dachlinie und die eher breite Karosserie auf. Das sieht nach Dynamik und Sportlichkeit aus. An sich ein Widerspruch bei einem SUV aber was soll’s.
Dann nimmst du Platz auf den vielfach elektrisch verstellbaren Sitzen. Der Seitenhalt ist OK und die Kopfstützen gut justierbar. Die lange Oberschenkelauflage lässt dich auch nach langen Autobahnetappen frisch dem Mazda entsteigen.
Der Innenraum verwöhnt mit Materialien, die nicht nur wertig aussehen sondern sich auch angenehm anfühlen – Premium lässt grüßen. Die flache Dachlinie schränkt die Sicht nach hinten etwas ein. Das gleichen die vergleichsweise großen Außenspiegel wieder aus.
Die Drucktasten für die Klimafunktionen finde ich sehr sympathisch. Allerdings würde ich mir für die Temperaturregelung Drehregler statt der Drucktasten wünschen – OK, das fällt unter Geschmackssache. Der Automatikwählhebel liegt gut in der Hand und an der richtigen Stelle. Und außerdem sieht er auch noch gut aus. Dahinter lauert ein iDrive-Knopf. Dieser hat sich bereits vor vielen Jahren bei BMW bestens bewährt, warum auch nicht in einem Mazda. Damit gelingt die Navigation am Bildschirm, der zusätzlich auch ein Touchscreen ist.
Hohe Sitzposition und guter Überblick – SUV-Style eben. Genauso der Fahrkomfort mit einem eher straff abgestimmten Fahrwerk, das seine Stärken auf der Langstrecke ausspielt. Bei niedrigem Tempo kommen Straßenunebenheiten deutlich spürbarer zu den Passagieren durch.
Um Wankbewegungen der Karosserie bei Kurvenfahrten zu minimieren setzt Mazda auf ein neu entwickeltes Fahrstabiltätssystem namens Kinematic Posture Control (KPC). Beim Abbremsen des Autos wird die Karosserie nach unten gezogen. In Kurven wird das kukrveninnere hintere Rad leicht abgebremst, wodurch die Karosserie dort hinuntergezogen und die Wankbewegung somit reduziert wird.
Zum Abschluss sei auf die umfangreiche Ausstattung mit Assistenzsystemen hingewiesen. Jeder soll selbst entscheiden, welche eher Fluch oder eher Segen für ihn bedeuten.
Fazit des Redakteurs
Neben seinem großzügigen Platzangebot und dem dynamischen Aussehen überzeugt dieser Mazda CX-60 durch seine Antriebseinheit mit dem neuen, großvolumigen 6-Zylinder Diesel mit Mild-Hybrid-Unterstützung. Ein schicker, sparsamer Reisewagen, der sich sehr angenehm und unauffällig bewegen lässt.
Zahlen, Daten & Fakten
- Fahrzeug: Mazca CX-60 3.3L e-SKYACTIVE D AWD HOMURA
- Motor: Diesel plus Mild-Hybrid
- Hubraum: 3.283 ccm
- Leistung kW/PS: 187/254
- Drehmoment Nm: 550 zwischen 1.500 und 2.400 U/Min
- Kraftübertragung: 8-Gang Automatikgetriebe
- Antriebsart: Allradantrieb
- Beschleunigung 0-100 Km/h: 7,4 Sek.
- Höchstgeschwindigkeit: 219 Km/h
- Verbrauch (WLTP-Norm): 5,2-5,3 l/100 Km (kombiniert)
- Testverbrauch: 6,3 l/100 Km
- Länge: 474,5 cm
- Breite: 213,4 cm
- Höhe: 168,0 cm
- Radstand: 287,0 cm
- Kofferraumvolumen: 570-1.726 Liter
- Kraftstofftankvolumen: 58 Liter
- Leergewicht: 1.949-2.025 Kg
- Reifen: 235/50 R 20
- Preis des Testautos: EUR 69.900
- Sonderausstattung: Convenience & Sound Paket, Driver Assistance Paket und Comfort Paket
- Online-Konfiguration des Testfahrzeuges: Link
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Text und Fotos: Andreas Icha
Andreas Icha - freier Journalist 