Sommer, Sonne, Sonnenschein! Britisches Reisemobil statt britischem Regenwetter! Mit dem Jaguar XF 2.0d R-Sport im hügeligen Kurvengeläuf und in den stillen Kellergassen des Weinviertels.
„Es wird ein Wein sein und wir werden nimmer sein…“, sang schon Hans Moser vor vielen vielen Jahren. Doch bevor wir ’nimmer sind‘ und nur mehr der Wein überbleibt, setzen wir uns in eine stilvolle, britische Reise-Limousine. Ein Jaguar XF 2.0d R-Sport der letzten Generation trägt uns über feine Straßen des Weinviertels im beschaulichen Osten Niederösterreichs. Der edle Farbton ‚dark sapphire‘ wirft das Blau des Himmels volley in die Landschaft zurück.
Die eigentliche Domäne des XF ist die Autobahn, um viele Kilometer in sich hineinzufressen. Eine Straßenkategorie die im Weinviertel eher selten, durch die A5 von Gerasdorf bis Schrick jedoch trotzdem vertreten ist. Assistenzsysteme assistieren dem Fahrer: eine Stereo-Video-Kamera ermöglicht Features wie die autonome Notbrems-Funktion, den Spurwechsel-Warner als auch den Spurhalte-Assistenten. Der adaptive Tempomat hält automatisch den Sicherheits-Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug und entspannt beim langsamen Kolonnenfahren – ausprobiert und für gut befunden.
Unser Testfahrzeug in der Ausstattung ‚R-Sport‘ lässt auf den kurvigen Landstraßen durchaus Fahrspaß aufkommen. Gehobene Ansprüche an Komfort, Handling und Dynamik befriedigt diese hier getestete Konfiguration. Mit verantwortlich ist die leichte und zugleich extrem steife, coupéartig geformte Karosserie aus Aluminium und hochfesten Stählen mit einer nahezu ausgeglichenen Gewichtsverteilung von 50:50 Prozent.
Über Mistelbach nach Ladendorf (sehenswertes Schloss und angrenzende Pfarrkirche laden zu einem Stopp ein) gleiten wir auf breiter Bundesstraße bequem und stressfrei dahin. Da fühlt sich unser Kätzchen wie zu Hause. Die vom F-Type übernommene, ausschließlich aus Aluminium-Teilen gefertigte ‚Double-wishbone‘-Vorderachs-Konstruktion und die neue Aluminium-Integral-Hinterachse – diese Achs-Kombination lässt den Jag bei diesem Straßen-Typus völlig kalt.
Über Kreuzstetten, Großrussbach und Würnitz erreichen wir das malerische Kreuttal. Kleine, schmale, kurvige, hügelige,… also wunderschöne, fahraktive Straßen mit mehr oder weniger ausgeprägten Frostaufbrüchen, Ausschwemmungen und Abnützungen durch Claas-Mähdrescher und John Deere-Traktore. Das zuvor erwähnte Fahrwerk kann hier seine Stärken voll ausspielen – der Antriebsstrang wird hier merklich gefordert.
Unser XF mit dem Diesel-Vierender aus der Ingenium Baureihe, in Kombination mit der mustergültigen Achtgang-Automatik von ZF ist ein genügsamer, durchzugsstarker und braver Geselle – 180 Ölbrenner-Pferde und ein Drehmoment von 430 Nm. Am Wunschzettel ans Christkind vermerken wir: ‚Bitte bestücke das Katzerl mit einem kräftigen Sechser, der es zufrieden schnurren lässt. Danke!‘. Ob geschmeidig kraftvoller Benziner mit 380 Kompressor-PS oder Hochleistungs-Diesel mit 300 PS und 700 Nm – da lassen wir uns überraschen. Die Vernunft-Motorisierung passt und ist vor allem sparsam wie ein Schotte, bei einem Test-Verbrauch von 5,3 -6,3 Liter. Weitere, wichtige Stammtisch-Werte: 0-100: 8,1; Spitze: 229.
Nach einer genussvollen Portion ‚Gekochte Gusto-Stücke vom Bio-Rind mit Wurzelgemüse, Erdäpfel und Apfelkren‘ in Buchinger’s ‚Alter Schule‘ in Riedenthal erkunden wir das Infotainment- und Connectivity-System – die reine Freude für die Playstation- und iPhone-Generation. Von einer Smartphone-App, mit der das Fahrzeug vorgeheizt werden kann über eine Tür-zu-Tür-Navigation bis zu einem 10,2″ großen kapazitiven Touchscreen mit Dual-View-Technologie – alles drin und alles dran, greift man gleich zum ‚InControl Touch Pro‘-System. Neben ‚Spielereien‘ wie personalisierte Startseite, beliebige Hintergrundbilder, unterschiedliche Farben der Ambiente-Beleuchtung sind auch durchaus nützliche Features an Bord. Zum Beispiel Gesten- oder Sprachsteuerung und die Text-to-voice Funktion (SMS werden vorgelesen). Mit ‚InControl Remote‘ können Fahrzeugdaten aus der Ferne über Smartphone abgefragt (Tank-Füllstand, Tachostand,… oder die Kontrolle, ob Türen und Fenster verschlossen sind), das Fahrzeug ent- und verriegelt oder auch der Innenraum vorgeheizt werden.
In Wolkersdorf angekommen stärken wir uns in der Schlosstaverne bei einer Tasse Earl Grey mit Milch. Vor dem Schloss sind die 495 cm Außenlänge beim Einparken nicht hinderlich. Anders in der Rush-hour in der Wiener Innenstadt oder in Parkhäusern, die offensichtlich für Smarts, nicht jedoch für bequeme Reiselimousinen konstruiert wurden.
Das Vergnügen, das stramme Raubkätzchen sein Eigen zu nennen hat auch seinen Preis. XF-fahren beginnt bei kostengünstigen 42.400,- Euronen. Unser Testwagen in der R-Sport-Version mit allerlei Gimmicks und sonstigem Zierrat bestückt macht das Bankkonto des stolzen Besitzers um wohlfeile EUR 65.000,- leichter. Das klingt nach viel Holz – ist es absolut gesehen auch. Ein Allerwelts-Benz, ein bayrisches Fahrfreude-Mobil oder ein perfekt cooler Vier-Ringer (jeweils mit vergleichbarer Ausstattung) kostet mehr. Jedoch: britische Noblesse, gepaart mit Individualität und hohem technischen Standard bietet nur Jaguar.
Fazit: wer ein Stück individuelle Mobilität für komfortables Reisen zu vernünftigen Preisen sucht, findet diese im Jaguar XF. Die Abstriche in der Verarbeitungs-Qualität gegenüber den deutschen Premium-Mobilen ist minimal. Die Technik (Motor, Alu-Karosserie und -Fahrwerk,…) ist Up-to-date!
Text: Andreas Icha; Fotos: Andreas Icha und Jaguar-Werk