Autoelektronik im Jahr 2024 – Fehlermeldungen mit Humor?

Bei einem Testfahrzeug kam es kurz nach Reiseantritt zu einem Totalausfall des Motors. Sinnvollerweise mitten in einem Autobahntunnel. Glück im Unglück: gleich nach dem Ende des Tunnels war ein großer Platz der Straßenmeisterei und das Auto stand gut geschützt etwas abseits.

Nachdem ich den Grund des Totalausfalles erfuhr, stellte sich ein eigenartiger Zustand zwischen hysterischem Lachen und tiefer Enttäuschung ein.

Eines vorweg: ich bin absolut sicher, dass der hier aufgetretene Fehler KEIN markenspezifisches Verhängnis darstellt und bei JEDEM aktuellen Auto in gleicher oder ähnlicher Form auftreten kann!

Chronologie der Ereignisse…

So lief es ab mit den Fehlermeldungen und der Fehlereingrenzung:

  • Der Motor beginnt zu ruckeln. Erste Meldung: ‚Motorleistung reduziert‘. Ladekontrolle leuchtet ROT. Motorkontrolle leuchtet GELB.
  • Das Auto wird langsamer und langsamer. Meldung: ‚In P schalten. Motor neu starten‘ und ‚Vollständige Stromversorgung Zusatzgeräte aktiv‘.
  • Das Auto kommt zum Stillstand. In P schalten und neu starten. Der Motor dreht, springt aber nicht an.
  • Hinzu gesellt sich die Meldung ‚Fahrzeugservice in Kürze‘, die sich mit ‚Motorleistung reduziert‘ und ‚Vollständige Stromversorgung Zusatzgeräte aktiv‘ abwechselt.

Nach dem Öffnen der Motorhaube entdecke ich eine vollkommen zerfressene Kunststoff-Motorabdeckung. Es sieht verdammt nach Marderschaden aus. Ein angeknabbertes Kabel sehe ich auf die Schnelle nicht.

Der ‚Gelbe Engel‘ rückt an und checkt die Lage. Er entfernt die Motorabdeckung und prüft, ob er darunter ein durchgebissenes Kabel entdecken kann. Fehlanzeige – Kabel schauen gut aus. Next step: Fehlerspeicher auslesen.

Der Fehlerspeicher spuckt drei wesentliche Probleme aus:

  • ‚Commonrail-Sensor defekt‘
  • ‚Ladedruck zu niedrig‘
  • ‚interner Fehler im Steuergerät‘

Nach dem Löschen des Fehlerspeichers bleibt nur mehr die erste Fehlermeldung bestehen ‚Commonrail-Sensor defekt‘. Das kann selbst der bestausgebildetste Gelbengel nicht an Ort und Stelle reparieren. Also… ab zur nächsten Marken-Werkstatt.

Erste Diagnose der Marken-Werkstatt nach erfolgter Sichtprüfung: „Da dürfte wirklich der Marder ein Kabel erwischt haben. Schau’n wir einmal, welches.“

Zweite Diagnose – das Herstellerportal. Nachdem über die FIN die automatisch übermittelten Fahrzeugdaten und Fehlermeldungen abgerufen wurden, konstatierte der Meister: „Puuuuh… der hat aber viele Fehler gemeldet. Und laut Online-Portal müsste bereits vor 4 Tagen eine Kontrollleuchte aufgeleuchtet haben!“. „Äh… Nein! Nichts hat geleuchtet! Keinen bösen Mucks tat das Auto! Er lief wie das sprichwörtliche Glöckerl!“, merkte ich an.

„Dann schauen wir uns das ganze morgen in Ruhe nochmals an“, dozierte der Herr von der Marken-Werkstatt.

Die Auflösung!

Am darauf folgenden Tag erhielt ich einen Anruf. Der Grund für den Totalausfall konnte identifiziert werden. Mein Gegenüber am anderen Ende der Telefonleitung machte es spannend: „Wir wissen nun den Grund! Ich habe Tränen gelacht…!!!“, schallte es durch den Hörer. „Dir bzw. dem Auto (hahaha) ging der Treibstoff aus. Der Tank war trocken, wie die Wüste Gobi, weil der Tankgeber das Zeitliche gesegnet hat!“.

Außer Fassungslosigkeit und Verwunderung, die sich ein einem seltsamen Gesichtsausdruck widerspiegelte („Du schaust drein, wie ein Autobus, wenn’s blitzt“) konnte ich nur mit einem „Aha… Echt jetzt?“ entgegnen. Anmerkung am Rande: die Tankanzeige stand auf VOLL und der Bordcomputer errechnete einer Restreichweite von 595 Km…

Kurz zusammengefasst lässt sich sagen, dass das Fahrzeug jede Menge Fehlermeldungen am Display angezeigt, im Fehlerspeicher vermerkt und an den Hersteller over-the-air geschickt hatte, die allesamt ‚zum Krenreiben‘ waren.

Die Erlösung?

Mein Freund Giuseppe, Önologe am sonnigen Südufer des Donaustromes, schlug eine passende Fehlermeldung vor, der ich durchaus etwas abgewinnen kann:

  • ‚unbekannter Fehler – ich kenne mich nicht aus‘
  • ‚versuchen Sie das nächste Wirtshaus zu erreichen und trinken Sie auf Kosten des Herstellers ein Achterl Wein zur Beruhigung‘
  • ‚versuchen Sie das Auto nach einiger Zeit nochmals zu starten‘

Meine mittlerweile praxiserprobte Erweiterung:

  • ‚prüfen Sie, ob genug Treibstoff im Tank ist‘

Somit wünsche ich jeder Autobesitzerin und jedem Autobesitzer ein pannenfreies Vorankommen und vor allem unfallfreie Fahrten.

Text: Andreas Icha; Illustrationen: durch KI erstellt

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