Meine Erwartung an die Testfahrt mit dem Tesla Model X: vor einiger Zeit konnte ich euch meine ErFAHRungen mit dem Tesla Model S mitteilen. Nun interessiert mich der Unterschied zwischen dem Model S und dem Model X von Tesla.

Vieles ist zwischen den beiden Modellen ident. Diese Elemente kannst du gerne in meinem früheren Bericht über das Model S nachlesen. Daher werde ich dir folgende Elemente hier nicht nochmals beschreiben:
- die Bedienung über den zentralen 17-Zoll-Bildschirm,
- die Steuerung über die Tesla-App am Smartphone,
- die kraftvollen Drehstrom-Motore und
- das Konzept ‚Elektroauto‘
Bei unserem Test-Tesla ist der Autopilot aktiviert – sehr spannend!
Die Tesla Model X Varianten
Die verschiedenen Modelle definieren sich über die Leistung bzw. Kapazität der Batterie. Zur Zeit hast du die Möglichkeit aus drei Varianten zu wählen (Reichweite nach WLTP-Norm – Höchstgeschwindigkeit – Beschleunigung 0-100 Km/h):
- Standard-Reichweite: 375 Km – 250 Km/h – 4,8 Sek.
- Maximale Reichweite: 505 Km – 250 Km/h – 4,6 Sek.
- Performance: 485 Km – 250 Km/h – 3,6 Sek (2,9 Sek. mit Ludicrous Modus)

Hier im Test hatten wir das Modell ‚Maximale Reichweite‘ (Maximum Range) zur Verfügung. Das entspricht der früheren Bezeichnung 100D. Die Daten & Fakten zum Testauto findest du wie gewohnt am Ende des Testberichtes.

Unser Testfahrzeug ist in der Farbe ‚Midnight Silver Metallic‘ lackiert und bietet Platz für sechs Personen auf beheizbaren Einzelsitzen. Alternativ kannst du das Model X auch als 5-Sitzer (Standard) oder 7-Sitzer (Option) ordern.
Tesla Model S vs. Model X – Unterschiede
Wesentlicher Unterschied ist das Platzangebot. Das Model S ist eine Coupé-Limousine und das Model X ein SUV. Heckklappe und umklappbare Sitze in der dritten Reihe geben einen passablen Stauraum frei. Die Batterien sind im Wagenboden untergebracht. Dadurch schrumpft Platz. Dafür befindet sich unter dem vorderen Deckel statt dem Verbrennungsmotor mit seinen Nebenaggregaten ein weiterer Stauraum.

Die Ladekante ist relativ hoch. Da wirst du dich beim Ein- und Ausladen großer schwerer Trümmer anstrengen müssen.

Wenn du die 6-Sitzer-Variante gewählt hast wirst du erstaunt sein. Auch in Reihe drei wirst du als ’normal‘ großer Mitteleuropäer ausreichend komfortabel sitzen. Deine Beine finden ausgestreckt zwischen den beiden Einzelsitzen der zweiten Reihe Platz.
Die Falcon Wing Doors
Die hinteren Türen des Model X sind unkonventionelle Flügeltüren – genannt ‚Falcon Wing Doors‘. Ja, die schauen echt cool aus! Und… sie sind auch praktisch.

Ist die Parklücke eng, könnte der Einstieg hinten bei herkömmlichen Türen problematisch werden. Die Flügeltüren ziehen zuerst nach oben und breiten sich erst dann aus. Das erleichtert das Erklimmen der hinteren Sitzreihen.

Variable Bodenfreiheit
Die Bodenfreiheit kannst du in fünf Stufen von ’sehr nieder‘ bis ’sehr hoch‘ variieren. Das macht den Tesla nicht zum ultimativen Geländekraxler.


Allrad und viel Abstand zur Bodenplatte können dir behilflich sein. Auf ausgefahrenen Güterwegen am Weg zu deiner Alm wirst du dafür dankbar sein.

Panorama-Windschutzscheibe
Die Panorama-Windschutzscheibe. Fluch oder Segen? Gut oder Böse? Freud oder Leid? Dieses ‚Panorama Windshield‘ ist die größte PKW-Windschutzscheibe der Welt. Sie erstreckt sich vom Armaturenträger bis auf Höhe der Sitzlehnen von Fahrer und Beifahrer. Der obere Bereich ab dem Rückspiegel ist stark getönt.

Bei starker Sonneneinstrahlung direkt von oben wird die Scheibe sehr heiß. Die Klimaanlage hat alle Hände voll zu tun, um die Temperatur im Zaum zu halten. Ich vermute den umgekehrten Effekt im Winter mit der Heizung auf ‚volles Rohr‘. Beides zehrt an den Akkus und somit an der Reichweite – nicht so super. Steht die Sonne auf halber Höhe, wird sie dich erbarmungslos blenden – da helfen auch die (zu schmalen) Sonnenblenden wenig.

Meine Empfehlung an Elon Musk: Installation einer elektrisch von hinten bis zum Rückspiegel ausfahrbaren Abdeckung – das kann doch nicht schwierig sein, oder?
Autonomiestufen für Theorie-Freaks
Die Autonomiestufen (Level) in Europa und den USA:
- Level 0: Selbstfahrer – der Fahrer fährt selbst (lenkt, gibt Gas, bremst, etc.)
- Level 1: Fahrassistenz-Systeme helfen bei der Fahrzeugbedienung (z.B. Abstandstempomat)
- Level 2: Teilautomatisierung (z.B. automatisches Einparken, Spurhalteassistent, automatisches Beschleunigen und Abbremsen,…). Der Fahrer muss das System dauerhaft überwachen
- Level 3: Bedienungsautomatisierung (z.B. Fahrzeug löst Blinker selbst aus, wechselt und hält die Spur,…). Der Fahrer muss das System nicht dauerhaft überwachen, wird aber bei Bedarf innerhalb einer Vorwarnzeit vom System aufgefordert, die Führung zu übernehmen
- Level 4: Hochautomatisierung (z.B. automatisierte Fahrt von A nach B,…). Das System übernimmt dauerhaft die Führung des Fahrzeuges. Der Fahrer kann bei Bedarf aufgefordert werden, die Führung zu übernehmen.
- Level 5: Vollautomatisierung. Es ist kein Fahrer erforderlich. Menschliches Eingreifen nur für Zielfestlegung und Systemstart notwendig. Fahrzeuge ohne Lenkrad und Pedale.
Der Tesla-Autopilot
Gleich zu Beginn: Der Tesla-Autopilot ist KEIN Autopilot! Ja, die Assistenzsysteme arbeiten sehr gut. Nein, das Model X fährt NICHT vollautomatisch überall hin. Ja, die Hardware (Sensoren und Kameras) sind für autonomes Fahren VORBEREITET. Nein, Zeitung lesen oder am PC Emails checken ist für den Fahrer tabu!

Der ‚Autopilot‘ von Tesla ist ein Fahrassistenz auf Level 2. Und diesen Level macht es ziemlich gut.
Assistenzsystem auf der Autobahn
Das Spurhalten funktioniert auf der Autobahn sehr gut, weil das Assistenzsystem die Linien auf der Fahrbahn meistens gut erkennt.

Das automatische Abbremsen und Beschleunigen ist entspannend. Dennoch ist es unbedingt notwendig für dich, aufmerksam und konzentriert zu bleiben. Denn wie sich andere Verkehrsteilnehmer verhalten ist oft ein Rätsel – auch für das Assistenzsystem.
Stadtverkehr mit Assistenz
Im Stadtverkehr kann der Spurhalteassistent gefährlich werden. Wenn beispielsweise statt der Gehsteig-Kante, die Linie des Radweges am Gehsteig als Begrenzung angenommen wird. Der Autopilot leitet zudem den Tesla zu knapp an parkenden Autos vorbei – Vorsicht wenn da wer unmotiviert die Tür aufreißt.

Stop&Go-Verkehr auf der Nordbrücke – der Abstands-Tempomat ist hier ein Hit. Automatisches Anfahren und Bremsen mit ausreichend Distanz zum Vordermann – das passt.

Viele Tesla-Unfälle, über die in den Medien berichtet wird, gehen zu Lasten der Fahrer. Sie meinen, ihr Tesla werkt auf Level 3-4, sind unaufmerksam und wähnen sich in Sicherheit. Und dann kann’s ordentlich scheppern!
Tesla Model X und seine Mitbewerber
Die Frage ist auch hier – womit vergleichen wir das Model X? Nehmen wir folgende Rahmenbedingungen an: SUV, Allrad, ca. 500 PS und so um die 5 Meter Länge.
Schärfster Konkurrent ist der Audi e-tron, weil ebenfalls Elektro und 5m lang – allerdings um mehr als 100 PS weniger. Noch etwas kürzer ist der Elektro-Jaguar I-PACE – daher kein direkter Mitstreiter.

Mit herkömmlicher Motorisierung liegt der Range Rover 5.0 V8 Vogue nahe an unserem Testfahrzeug – allerdings auch um gute 50 Tausender teurer. Der Mercedes GLE Coupé in der AMG 63 Variante ist etwas kürzer und etwas stärker – preislich in der Range Rover Liga. Interessant ist noch der Maserati Levante S Q4. Gleiche Länge, etwas teurer und ca. 100 Pferde weniger.
Auch vergleichbar sind: der Einsteiger-Bentayga von Bentley, BMWs X7, Mercedes GLS, Porsche Cayenne Turbo und naja… der Lamborghini Urus mit viel Augenzwinkern.
Beste Ladestrategie für den Tesla Model X
- Laden daheim über Wallbox mit 11kW –> voller 100kWh-Akku jeden Morgen.
- Laden über Haus-Steckdose –> über Nacht 100+ km Reichweite möglich
- Destiantion Charger sorgen für ein feinmaschigeres Netz an Tesla-Chargern –> 80-100km Reichweite pro Stunde (besonders beliebt bei Dienst-/Urlaubs-/Freizeitreisen)
- Supercharger laden mit 120 kW Gleichstrom –> 270 km Reichweite in 30 Minuten oder 80% Batterieladung in 45 Minuten. Vollladungen machen hier keinen Sinn, da bei leerer Batterie deutlich mehr Strom in kürzerer Zeit nachgeladen werden kann. Daher lieber mehrere kürzere Stopps auf der Langstrecke einplanen als Vollladungen.
- Grundsätzlich kann Model X dank diverser Kabel und Adapter überall laden, wo es Strom gibt. Selbst für CHAdeMO und CCS (in Kürze) gibt es entsprechende Adapter. Somit könnte Model X bspw auch an den Ionity- sowie sämtlichen externen Schnellladestationen laden.

Der Grossteil der Tesla-Kunden laden Ihr Auto übrigens über Wallboxes zu Hause oder bei der Arbeitsstelle.
Feedback der Passagiere
So vielfältig und unterschiedlich Menschen sind, so differenziert ist das Feedback der Passagiere auf den Tesla Model X. Hier eine kleine Auswahl:
- ‚Ich bin fasziniert von diesem Fahrzeug, weil es mehr Computer als Auto ist‘
- ‚Woooow! So eine enorme Beschleunigung vom Stand weg habe ich noch nie erlebt!‘
- ‚Die Flügeltüren sind voll cooool! Kann der auch fliegen?‘

Fazit des Redakteurs
Wie schon das Model S animiert das Model X zum entspannten Gleiten. Durch die Größe fühlst du dich auf der Landstraße und auf der Autobahn am Wohlsten. Brauchst du viel Platz und willst elektrifiziert am Individualverkehr teilnehmen? Ziehe den Tesla näher in Betracht.

Der Tesla Model X unterstützt auf vielfältige Art und Weise. Automatisch öffnende Türen und Klappen beim Ein- und Aussteigen, zahlreiche Assistenzsysteme beim Fahren und hilfreiche Funktionen über das Smartphone aus der Ferne. Mit der Autopilot-Funktion empfehle ich einen sehr achtsamen Umgang.
Daten & Fakten des Testfahrzeuges
- Fahrzeug: Tesla Model X Maximum Range (vormals 100D)
- Motor: Drehstrom-Asynchronantrieb
- Kraftübertragung: kein Getriebe
- Antrieb: Allradantrieb
- Hubraum: kein Hubraum
- Leistung: 326 kW / 525 PS
- Drehmoment: 660 Nm
- Batteriekapaziät: 100 kWh
- Beschleunigung 0-100 Km/h: 4,9 Sek.
- Höchstgeschwindigkeit: 250 Km/h
- Reichweite: 565 / ca. 450 Km (NEFZ/Testverbrauch)
- Länge: 503 cm
- Breite: 207/227 cm (ohne/mit Außenspiegeln)
- Höhe: 168 cm
- Wendekreis: 12,44 m
- Leergewicht: 2459 Kg
- Reifen: 265/50 R19 (Testfahrzeug mit Winterreifen)
Hilfreiche Links:
- Tesla Supercharger-Stationen
- Destination Charger-Stationen von Tesla
- Tesla Roadster Sport – was röhrt da?
Text und Fotos: Andreas Icha